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Offener Brief gegen ein Verbot von Computerspielen

Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen,

am 05. Juni 2009 wurde bei der Innenministerkonferenz beschlossen, dass die sogenannten „Killerspiele“ verboten werden müssen. Es wird gefordert das die Herstellung sowie die Verbreitung von diesen Spielen in Deutschland unterbunden werden soll.
Lassen Sie mich einen persönlichen Blick darauf werfen, was dies im konkreten Fall nach meiner Auffassung zu bedeuten hat.

Actionbezogene Computerspiele werden nun schon seit einer geraumen Zeit mit den sog. „Amokläufen“ (besser SchoolShooting genannt, da die Akte lange und detailiert geplant sind) in Verbindung gebracht. Die Behauptung, die darüber aufgestellt wird, besagt, dass derartige Spiele das Empfinden gegenüber aktiv ausgeübter Gewalt herabsetzen würden. In einem LKA Bericht aus Nordrhein-Westfalen, Abteilung Sachgebiet 32.1 (KKF) heisst es auf Seite 13:

„Sie zeigen oft aggressives Verhalten und teilweise offene Gewaltankündigungen. Hinzu kommen in der Regel der Zugang zu Waffen und die regelmäßige Übung damit.“ Alle durch wissenschaftliche Studien benannten Profil-„Typen“ „sind nicht theorie- bzw. hypothesengeleitet (a priori bzw. ex ante), sondern ausschließlich anhand von beschreibend-statistischen Auswertungen der Fallakten nach der Tat (a posteriori bzw. ex post facto) erstellt worden sind. Insoweit darf ihre Aussagekraft, wie auch die der zuvor genannten Einzelmerkmale, keinesfalls überschätzt werden.“ Sie können: „als Indikatoren allenfalls Anhaltspunkte für statistische Wahrscheinlichkeitsaussagen, niemals jedoch eine deterministische Entscheidungssicherheit bieten.“

In diesem offiziellen Bericht wird der Einfluss zwar als gegeben erachtet, aber nicht als zwingend tatverursachend eingestuft. Es kann also als bewiesen erachtet werden, dass sog. „Killerspiele“ keinen amoklaufbegünstigenden Einfluss auf Jugendliche ausüben. Vielmehr werden soziale Verrohung, fehlendes Selbstbewusstsein und zu wenig Rückhalt in der Familie unter den individuellen Gesichtspunkten als Auslöser für
solche Taten genannt. Trotzdem der Regierung solche eindeutigen Berichte vorliegen, wird dennoch vorgeschlagen diese Spiele unter der Berücksichtigung der Taten in Deutschland zu illegalisieren. Die Verbreitung sowie deren Produktion soll vollkommen unterbunden werden. Dabei spielt es keine Rolle wie alt der Spielende ist. Obwohl die Tätergruppe mit durchschnittlich 15,3 Jahren ausreichend durch das Jugenschutzgesetz geschützt ist.

Ich möchte nur eine kleine Liste der Spiele nennen, die nach dem neuen Gesetz, sofern es verabschiedet wird, betroffen sein werden: Half-Life, Call of Duty, CounterStrike, Vanguard, Fly for Fun (Flyff), World of Warcraft (WoW), Doom, Quake, Rappelz, NosTale, Crysis … Diese Liste lässt sich beliebig in einer langen Reihe fortsetzen. Das ist die eine Seite die man betrachten sollte, aber was hätte das letztendlich für Auswirkungen auf den Spieleentwicklermarkt in Deutschland. Mit einem Verbot würde den Firmen hier in Deutschland die Grundlage entzogen werden, diese Spiele zu entwickeln. Dies bedeutet wiederum auch, dass die Entwickler (oftmals Spezialisten) ihre Arbeit verlieren würden. Damit generiert man Arbeitslosigkeit und somit noch mehr Frust. Im gleichen Zug ist anzunehmen das diese Firmen in das Ausland übergehen werden um ihr Know-How weiterhin nutzen zu können. Eine Spielproduktion kostet mittlerweile viele Millionen Euro. An dieser Stelle muss natürlich nicht erwähnt werden, dass damit dem Bund wiederum diese Steuereinnahmen aus Produktion und Verkauf fehlen werden. Dies sind nur ein paar wenige Betrachtungspunke.

Nicht zuletzt werden wiedereinmal unsere Rechte eingeschränkt und das Grundgesetz verletzt. Es sollte keine Zensur stattfinden, doch wird damit in jedem Fall eine Zensur ausgeübt, in dem man diese Inhalte
komplett aus Deutschland verbannen möchte. Grundgesetz Artikel 5:

„Artikel 5
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

Wir können und dürfen uns nicht noch weiter beschränken lassen. Erst kürzlich wurde das Gesetz zur Sperrung von Internetseiten beschlossen, als nächstes werden Videospiele mit gewalthaltigen Inhalten verboten. Um das evtl. doch noch zu Stoppen appelliere Ich hiermit an alle Spieler und Sympathisanten, die derzeit laufende Petition des Deutschen Bundestags zu Unterzeichnen https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=4958

Mit der Unterzeichnung zeigen wir der Bundesregierung, das wir uns harmlose Spiele nicht wegnehmen lassen. Es finden ebenfalls bundesweit Demonstrationen gegen dieses Verbot statt. Schließen Sie sich diesen an
und zeigen Sie, dass Sie es nicht länger dulden bevormundet zu werden. Wir müssen die uns gegebenen demokratischen Mittel nutzen um dieses Verbot von uns abzuwenden.

In Deutschland gibt es mindestens 1,5 Millionen Computer- und Konsolenspieler. Alle sind betroffen von diesem Verbot.

Wir können dieses Gesetz jetzt aufhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Andre Schaaf

11 Kommentare zu “Offener Brief gegen ein Verbot von Computerspielen

  1. René Despang

    Also die Sache mit den Killerspielen, da kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein.Ihr mögt da in einigen Punkten auch Recht haben!

    Was aber das sperren von verschiedenen Internetseiten angeht, daß finde ich schon richtig. Ihr könnt doch nicht wirklich sagen, daß Kinderpornos oder Pornos mit Tieren einfach so ins Netz gestellt werden dürfen und das den Schweinen die sowas machen nichts passiert.

    Solltet ihr wirklich der Meinung sein, daß auch solche Seiten nicht gesperrt werden dürften, dann solltet ihr das auch bitte offen im Wahlkampf sagen, sonst kann es passieren, daß dies andere für euch übernehmen werden.

  2. Hallo René,

    Unsere Meinung ist: Jeder darf alles im Internet sagen, zeigen, machen. Solange dabei die Gesetze eingehalten werden.
    Was die Sperrung von Seiten angeht, das ist eine technische Lösung die völlig unzureichend ist um die geltenden Gesetze durchzusetzen. Darum fordern wir die das die Inhalte von den Servern gelöscht werden auf denen sie liegen! Das ist ohne weiteres möglich und kostet wesentlich weniger Zeit und Aufwand als eine Sperrseiteninfrastuktur zu errichten. Entgegen der Aussagen der CDU sind die auch im Ausland ohne große Probleme zu löschen.
    Das Sperrseitengesetzt befördert hingegen eine Zensur des Bürgers und damit faktisch die Abschaffung der Demokratie, den wer wählt schon die Opposition, wen man weiß das Vater Staat die eigenen Emails/Webaufrufe mitliest?

    Viele Grüße,
    Robert

  3. René Despang

    Hallo Robert,

    ich gebe ja zu, daß ich mich mit den technischen Details nicht ganz so auskenne, aber sagen wir mal es würden bsw. die Inhalte einer solchen Kinderpornoseite gelöscht werden, so bleiben doch meiner Meinung nach immer noch bsw. Verweise stehen, auf andere Seiten(wenn vielleicht auch verschlüsselt).Warum kann man denn bei solchen gravierenden Sachen wie zum Beispiel Kinderpornoseiten keine Ausnahme machen und sagen: Sofort abschalten und die Macher lebenslang einsperren?

    An sich finde ich es ja gut, daß jeder seine eigene Meinung auch im Internet verbreiten kann(auch wenn es sicherlich immer für und wieder gibt) und ich weis auch, daß wir schon lange kein demokratischer Staat mehr sind, weil vieles was gesagt bzw. geschrieben wird, zensiert und verboten wird und man dafür eine ganze Weile ins Gefängnis kommen kann.

    Das ist nicht in Ordnung, aber alles hat seine Grenzen und wenn es gegen Kinder geht, da hört für mich jeder Spaß auf und sicher nicht nur für mich.

    Also mußt du mir das bitte noch einmal genauer erklären, warum man nicht einfach solche Seiten sperren sollte, denn das übersteigt alles was legal sein darf und kann. Hier geht es meiner Meinung nach nicht um technische Sachen, sondern das man, wenn man so etwas im Netz enteckt es sofort abschalten muß, oder seht ihr das anders?

    Keinerlei Rechte für Kinderschänder!!!!

    • Thorsten

      Hallo René,

      genau das wollte Robert Dir ja erklären. Hier gibt es ein schönes Video, welches das relativ gut verdeutlicht: http://www.youtube.com/watch?v=GUT_o23zqdk

      Wir wollen die Seiten einfach löschen; dann braucht man auch keine Sperre mehr. Was gelöscht wurde, kann sich von niemandem mehr angesehen werden. Das Internet ist nämlich tatsächlich kein rechtsfreier Raum und war es auch nie gewesen. Es handelt sich dabei schließlich um Computer, die miteinander verbunden sind. Jeder Computer muss sich irgendwo in einem Land befinden. Für jeden Server gibt es einen Verantwortlichen, der sich an die Gesetze des Landes halten muss, in dem er den Server betreibt. Dass Kinderpornographie ein schlimmes Verbrechen ist, darüber sind wir uns nicht nur in Deutschland einig; das gilt international. Es gibt in der Tat kein Land auf der Welt, in dem Kinderpornographie nicht geächtet ist.

  4. Andre Schaaf

    Also was dieses Argument angeht, das man die Seiten doch lieber löschen sollte, habe ich mal ein paar Gedanken in meinem Blog
    dazu geschrieben. Das ist nun schon ein bischen länger her, sollte aber nicht ganz unbeachtet bleiben.

    http://www.myjam.de/index.html#12_06_2009_21_50

  5. Andre Schaaf

    Was die Forderung nach der Löschung der Seiten angeht habe ich vor einer Weile mal in meinem Blog betrachtet:

    http://www.myjam.de/index.html#12_06_2009_21_50

    Das sollte man sich auf jeden Fall mal durch den Kopf gehen lassen.

    MFG Andre Schaaf

  6. Ich selbst kann „Killerspielen“ nichts abgewinnen – genausowenig wie Schießsport incl. Biathlon/Triathlon, Stierkampf, ich verschenke kein Kriegsspielzeug, nicht mal Zinnsoldaten – ich mag auch keine Rockkonzerte, halte sie sogar gesundheitsschädlich (Gehör), lehne den Leistungssport, da ebenfalls überwiegend gesundheitschädlich ab – aber selbstverständlich bin dagegen, dass diese Dinge deswegen verboten werden – und genauso bin ich dagegen, dass „Killer“-Spiele verboten werden.

    Was sind Killerspiele ???
    Alle Spiele bei denen es irgendwie um das Vernichten des Gegners geht?

    Was ist dann mit Schach? Mit Go?
    Was ist mit Völkerball?

    Gegen Produkte, auch Spiele, die die Würde des Menschen eindeutig verletzen, rassistisch sind kann auch mit den vorhandenen Gesetzen vorgegangen werden.

    Klar – insbesondere solche Actionspiele bergen ein Suchtrisiko – darüber muss aufgeklärt werden. Dieses Risiko gibt es aber auch für Spielen in Spielhöllen, Zocken im Casino, für Alkohol und Nikotin – aber auch diese werden nicht völlig verboten.

    Und was den Zusammenhang zwischen „Umweltfaktor“ und Amoklauf angeht … ist der Waffenbesitz im Elternhaus sicher ein wesentli9ch (!!!!) höherer Risikofaktor:

    Wieviel % der jungen (Männer) spielen ab und zu ?

    => vielleicht 75 % ???

    In wieviel % der Haushalte mit Jugendlichen gibt es
    (Sport-waffen) ???

    => vielleicht 7,5%

    Wie oft wurde ein Amiklauf mit einem Killerspiel ausgeführt?
    0%

    Wie oft wurde ein Amoklauf mit Waffen aus dem Umfeld
    durchgeführt

    => vielleicht 75%

    Nun überlege man bitte wo Maßnahmen effektiv sind und am wenigsten Rechte beschneiden

    => bei Verboten von Sportwaffen

    Hier würde schon helfen, dass Sportwaffen nicht mehr mit automatischen Nachladeausrüstungen ausgestattet sein dürfen, sondern jeder Schuss händisch einzeln eingelegt wird.

    Verbot von „Action-Spielen“ ist eine reine Symbol-Politik, die weite Teile einer Generation kriminalisieren wird, weil sie ihre Community und Kultur verbietet. Dies wird dazu führen, dass sich diese Generation sowieso als „outlaw“ empfindet und sich nicht zu gesellschaftlichen und rechtlichen Regeln verpflichten läßt.

    SK

  7. René Despang

    Ah jetzt ja.

    Nee klingt wirklich einleuchtend.

    Das Video ist gut gemacht und bekommt meine folle Unterstützung!!!!

    Danke für die Erklärung!!!!

  8. Gut gepostet – bin mal gespannt auf die anderen Kommentare, was da noch alles geschrieben wird.

  9. @Andre Schaaf

    Was du in deinem Blog-Artikel übersiehst ist, daß das BKA keineswegs eine Liste rumschicken würde auf der zu löschende Seiten stehen.

    Das BKA hätte per se keine Löschbefugnis. Es würde sich vielmehr an die Provider wenden und diese auf strafbare Inhalte hinweisen. Bei KiPo würde wohl jeder Provider dem nach kurzer Prüfung zustimmen, das Material löschen und den Betreiber weiterer Strafverfolgung zuführen.

    Sind die Inhalte aber nicht strafbar (legale Pornografie, politische Seiten, …) würde der Provider sich zunächst weigern sie zu löschen. Den Strafverfolgungsbehörden steht dann der Weg über die Gerichte offen, um den Provider zu einer Löschung zu zwingen.

    Der wesentliche Unterschied zu den Sperren ist zum einen die permanente Löschung strafbarer Inhalte aus dem Netz. Zum anderen die deutlich offenere Ausführung und damit Kontrollierbarkeit. Nicht geheime Sperrlisten werden genutzt, sondern offene Kommunikation mit dem Provider und ggf. der Rechtsweg.

  10. Da kann ich nur zustimmen – super

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