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Diskussionsveranstaltung der VHS Leipzig, Nachbetrachtungen

Hallo Piraten,

hier mal kurz meine Nachbetrachtungen zur Diskussionsveranstaltung mit Ursula von der Leyen heute im Gewandhaus zu Leipzig. Die Veranstaltung fing sachte an, der Moderator war freundlich und blieb belanglos. Frau von der Leyen beantwortete artig Fragen zu ihrer politischen Entwicklung, sprach davon, wie toll ihr Ministerium sei, wie toll ihr Mann usw. Der Moderator ließ nach dem einleitenden Geplänkel Fragen aus dem Publikum zu. Es kamen Fragen zu Kitas und den Kompetenzgerangel zwischen Kommunen, Ländern und dem Bund, Fragen zur Alkoholproblematik, gestellt von einem Kinderarzt und ging weiter zu einer Frage zum Wahlrecht, nämlich, was denn Frau von der Leyen davon hielte, wenn Famillien mit Kindern eine extra Stimme bekämen. Sie meinte, daß ihr die Familien sehr am Herzen liegen würden und das sie früher auch gerne gewollt hätte, daß Familien für ihre Kinder eine extra Stimme bekämen. Ihr aber Staatsrechtler erklärt hätten, daß dies hochproblematisch sei Stimmrechte an Merkmalen festzumachen und hier das Merkmal ja „Familie mit Kinder“ sei. Und dann wenn die Rentner in der Minderzahl seien, für die Rentner ab 70 ein stärkeres Stimmrecht gefordert würde. Kurzum, die Errungenschaft eine Stimme pro mündigen Bürger wäre ganz gut so und sie habe sich überzeugen lassen. Als nächsten kam ein junger Vater an die Reihe, der, wie sich später herausstellte vom AK Vorrat Leipzig kam und die Problematik der Internetzensur und Kinderpornographie ansprach. Zeitgleich entwickelten sich tumultartige Szenen, bei denen jüngere Zuschauer sich durch lautstarke Zwischenrufe in der Erwiderung von Frau von der Leyen bemekrbar machten und diese durch Verärgerung des älteren Publikums quittiert wurden. Frau von der Leyen hat ihre Lügen- und Schauermärchen erzählt und der Moderator hat dann die nächsten Frager abgewürgt, in dem er das Thema schnell ablenkte und Frau von der Leyen zu ihrer privaten und intimen Situation ihres Vaters und dessen Demenzerkrankung befragte. Nach der Lesung kamen viele der älteren Mitbürger auf uns zu und haben ihren Unmut ob der Störungen geäussert. In sehr vielen Diskussionen haben wir versucht die Problematik näher zu erläutern. Das Hauptproblem war, daß die älteren Bürger die Sperre mit einer Löschung gleichgesetzt haben, ihnen also gar nicht die Problematik zugänglich war. Erst durch plastische Vergleiche, z.B. mit einem anstössigen Bild, vor dass man einen Vorhang zieht und ein Hinweisschild anbringt, daß es sich um Kinderpornographie handele, führte zu einem gewissen Verständnis des Themas. Besonders hervorheben möchte ich eine Leipziger Stadträtin (Name ist mir leider entfallen), die sich in die Diskussion einmischte und den älteren Bürgern auch nochmal die Problematik verdeutlichte. Ich denke, daß in der Diskussion wir viele von unseren Ansichten überzeugen konnten und ziehe ff. Fazit:
1. Ältere Bürger, auch wenn sie das Internet kennen oder nutzen,
verstehen die Problematik nicht. Für sie bedeutet Sperren bzw.
Stoppschild auch automatisch „Gelöschtsein“, unmöglicher Zugriff.

2.Die Bürger sind der Meinung, daß ein Löschersuchen an in- und
ausländische Provider erfolglos seien.

3.Die Bürger wissen nichts darüber, daß die Sperrlisten nicht
einsehbar sind.

4.Lautstarke Zwischenrufe sind absolut kontraproduktiv, die älteren
fühlen sich gestört und der Grund der Störung ist ihnen in dem Moment
egal.

Der Text darf gerne unter CC-by-SA weiterverbreitet und von den
Anwesenden auch ergänzt werden.


Dipl. Inf. (FH) Andreas Romeyke, http://andreas-romeyke.de/,
Gesellschaft für die Anwendung offener Systeme e.V. (http://gaos.org)

Gewandhaus Leipzig, VDL
Gewandhaus Leipzig, VDL

Bild: (fefe)

5 Kommentare zu “Diskussionsveranstaltung der VHS Leipzig, Nachbetrachtungen

  1. icke_doch_nur

    Danke für die Info – ich wollte es mir einfach nicht antun, meinem Herzen und meinen Nerven zuliebe dieser Frau auch nur ansatzweise nahe zu sein und bin der Veranstaltung ferngeblieben. Ich wollt es einfach nicht riskieren ob der freisten Lügen nen Herzkasper oder sowas zu kriegen.
    Ja, es ist schlimm mit den uninformierten Leuten. Ich frage mich nur wer all die Aufklärungsarbeit leisten soll. *seufz* Seh ich bei meiner eigenen Mutter.

  2. christof

    Hmm, hab woanders schon gelesen, dass da ein Plakat entrollt wurde etc. Aber in meinen Augen ist so etwas eher kontraproduktiv, siehe Reaktion der aelteren Leute. Andererseits ist Nichtstun auch keine Alternative, eine verzwickte Situation also.
    Im Artikel ist von den Plakaten die entrollt wurden gar keine Rede, wieso dass denn nicht?

  3. Tolle Aktion, herzlichen Dank für euren Einsatz und die kurzfristigen Infos per Twitter!

    Dass allerdings das Thema für die Mehrheit der Bevölkerung intellektuell eher schlecht bis gar nicht zugänglich ist (mE. nur indirekt mit dem Alter korreliert), war mir schon vorher klar.

    Es wäre sehr mühsam, die Leute nur über dieses Thema erreichen zu wollen, zumal es die meisten nicht interessiert.

    Deshalb plädiere ich persönlich dafür, in erster Linie die politischen Gegner der Freiheit zu bekämpfen und ihre Wähler so indirekt zu beeinflussen, statt zu versuchen, sie direkt auf die eigene Seite zu ziehen.

    Das geht dann aber nicht mit so viel Gutmenschlichkeit, sondern ist etwas schmutziger.

    Nur: Wir haben damit nicht angefangen

  4. Joho Piraten.

    Schön, dass ihr gestern dabei wart und Photo(s? Gibt’s noch mehr?) gemacht habt.
    Schade finde ich, dass unsere mit viel ♥ Liebe gemalten Transparente („Nur Diktatur braucht Zensur“ und „Löschen statt Sperren – Anruf genügt!“) nicht erwähnt wurden. Diese hatten wir entrollt, nachdem unser Familienvater seine Frage gestellt hatte und Zensursula zu antworten begann. Beim Entern der Bühne haben wir es sogar geschafft, ihr einen unserer im Vorfeld verteilten Flyer in die Hand zu geben, mal sehen ob wir davon noch ein Photo bekommen können :D.

    Die Diskussionen, die wir mit den nach Hause gehenden Bürger_innen führten, waren sehr fruchtbar. Bei vielen hatten wir Zweifel geweckt, sie kamen auf uns zu und fragten uns, was wir denn genau wollten und stellten Fragen zu den Texten auf den Transparenten. Letztlich sind wir insgesamt ca. 170 Flyer losgeworden, die dank unserer falseflag-Taktik (so tun, als wäre es Begleitmaterial zur Veranstaltung.. stimmte ja auch fast) auch nicht abgelehnt wurden. Manche Menschen nahmen gar noch freiwillig mehr Flyer mit, um sie ihren Freund_innen und Familien zu geben.

    Hier noch mal das Video zu eurem Video des „interessanteren Teils der Veranstaltung“, das aber leider (absichtlich?) mindestens eine Minute zeitversetzt ist: http://www.youtube.com/watch?v=Wdzj247kXsQ

    Übrigens würde ich mich freuen, wenn der_die Pirat, der_die den Audiomitschnitt gemacht hat, mir den mailen könnte.

    Hur ab für die Leipziger Stadträtin, btw. Wusste gar nicht, dass ihr mit der gesprochen hattet – und hätte sie nicht auf „der guten Seite“ erwartet. Schön 🙂

    @christof
    Es waren sogar zwei Transparente :p
    Und sie kamen nicht schlecht an, so unser Fazit. Der riesige Applaus, der uns entgegenschlug, als wir die Bühne enterten, kann nicht nur aus den Reihen der AKler, Piraten und unorganisierten Zensurgegnern gekommen sein. Die Zwischenrufe haben den Unterschied gemacht. Denn wir hatten darauf abgezielt, das ganze möglichst „seriös“ über die Bühne zu bringen, nicht absichtlich zu stören, sondern nur zu informieren. So wollten wir das Publikum davon überzeugen, dass wir eben keine „langhaarigen Bombenleger“ sind, die sonst nichts zu tun haben, als pro KiPo zu argumentieren und der armen Ministerin aufzulauern.
    Leider konnten wir das eben nicht mit allen Zensurgegnern vorher durchsprechen und wir können auch verstehen, dass manche Menschen (auch ein, zwei von uns) bei Zensursulas Lügen einfach nicht schweigen konnten, egal, wie oft man es hört, es ist jedesmal wieder schrecklich ungerecht, dreis und schmerzt wirklich körperlich).

    @sa_tyr Ich glaube nicht, dass Schlammschlachten irgendjemandem nützen, egal wer angefangen hat. Wobei ich auch nicht weiß, was du mit „schmutzig“ genau meinst, einfach in der Presse etwas öfter betonen, wie wenig sich Zensursula früher für KiPo interessiert hat, ist natürlich keine Schlammschlacht.. .

    @icke_doch_nur Steter Tropfen höhlt den Stein. Wirkt wirklich bei vielen Menschen, oft auch da, wo mensch es nicht vermuten würde. Lass einfach mal Flyer auf dem Klo liegen :).

    Liebe Grüße

    Jan
    AK Vorrat Leipzig

  5. Kai der Schwarze

    Habt Ihr mal rausbekommen wer die Statdrätin war? Von den Grünen kann Sie nicht gewesen sein (die sind auf diesem Auge blind, ich muß es wissen, bin selbst bei dem Verein und die begreifen es nicht, Datensicherheit, Open Source, Linux). Wenn dann nur von SPD oder Linke.

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