Die Diskriminierung von homo- und bisexuellen Männern
Unser Gesundheitssystem steht wegen Covid-19 vor einer gewaltigen Herausforderung. Gerade in diesen Zeiten sollte man annehmen, dass jede Hilfe einzelner Personen dankbar angenommen werde. Leider ist dem nicht so, denn aufgrund von Stereotypen werden viele homo- und bisexuelle Männer nicht zur Blutspende zugelassen. Im Jahr 2017 wurde das absolute Blutspendeverbot in Deutschland gelockert. Queere Männer durften ab sofort Blut spenden, wenn sie innerhalb der letzten 12 Monate keine sexuellen Kontakte mit anderen Männern hatten. Was bis auf wenige Ausnahmen immer noch einem absoluten Verbot gleichkommt. Demnach sind trotz der Lockerung rund 7% der männlichen Bevölkerung in Deutschland betroffen. Auch für monogam verpartnerte oder verheiratete Paare gilt diese Vorschrift. In der Realität bedeutet das also: „Lass es bleiben oder lüg bezüglich deiner Sexualität!“ Die Gruppe der homo- und bisexuellen Männer wird international als MSM (Male has Sex with Male) bezeichnet und zusammen mit Sexarbeitenden, Drogenabhängigen und Häftlingen als Risikogruppe eingestuft.
Regelungen zu Trans- oder Intersexuellen konnten wir trotz Recherche gar nicht erst finden, uns ist jedoch zugetragen worden, dass Spenden von Transmenschen oder auch Personen mit dem Geschlechtseintrag „divers“ (also nicht binär männlich oder weiblich) nicht angenommen werden.
In den kommenden Wochen und Monaten wird ein wachsender Bedarf an Blutkonserven erwartet. Gleichzeitig gingen die Spenden jedoch im März zurück, wahrscheinlich wegen der Verunsicherung und der Angst vor Ansteckung mit Corona. Aus diesem Grund starteten das Gesundheitsministerium sowie das DRK einen Aufruf an die Bevölkerung. Mehrere Parteien und Verbände wandten sich daraufhin mit der Forderung an das Gesundheitsministerium, die Einschränkungen für homo- und bisexuelle Männer zu lockern, wie es kürzlich in anderen Ländern geschehen ist, jedoch ohne Erfolg. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, halte das Ministerium an den geltenden Regelungen fest.
Was bedeutet das für mich?
Seit Jahren schon kämpft die Community gegen die Stigmatisierung ihrer Mitglieder. Das stete Bemühen vieler Organisationen und Initiativen hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen ihre Art zu lieben und zu leben ohne Angst und Scham zeigen können. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass verstaubte Familien- und Rollenbilder hinterfragt werden, dass bereits in Schulen Aufklärung betrieben wird und dass queere Menschen der Gleichstellung ein ganzes Stück näher gekommen sind. Gerade deswegen trifft sie das Festhalten an der alten Regelung so hart.
Unser Mitglied Manuel Wolf dazu: „Ich selbst bin ein Teil der LGBTQ+ Community, offen bisexuell und seit 2016 in einer monogamen Beziehung mit einem Mann. Aufgrund des einstmaligen Verbotes und der nachfolgenden 12-Monate-Regel war ich bisher nie Blut spenden. Corona brachte mich wieder zum Nachdenken, doch nun erlegt mir die Politik ein persönliches Dilemma auf: Soll ich meine Identität verleugnen, mich als Hetero-Mann ausgeben und so möglicherweise Menschen in Not helfen? Oder soll ich diese Hilfe verweigern, dafür aber zu dem stehen, der ich nun einmal bin? Wahrscheinlich geht es vielen genau wie mir.“
Wir suchen uns unsere sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität nicht aus, werden aber aufgrund dieser als triebgesteuert, verantwortungslos und unrein stigmatisiert. Die Auflage des Gesundheitsministeriums ist demnach nichts anderes als Diskriminierung und gehört abgeschafft!
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