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Die Zeit ist reif für einen Open-Source-Stollen

Jahrhundertealte Backrezepte lassen sich nur schwer markenrechtlich schützen. Zum Glück! Beim Namen des leckeren Backwerks sieht das schon anders aus. Diese Erfahrung musste nun die Internetseite hausfrauenseite.de machen, die ihren Besuchern das Rezept für Dresdner Stollen zur Verfügung stellte.

Das Rezept war offenbar so lecker, dass es auch einen Rechtsanwalt anlockte: den Anwalt des so genannten „Schutzverbandes Dresdner Stollen“. Was es nicht alles gibt. In einem 3-seitigen Schreiben habe der Anwalt dem Webseitenbetreiber allerlei Konsequenzen angedroht, sollte das dort angebotene Rezept weiterhin den Namen der sächsischen Landeshauptstadt tragen.

Da die Nutzer der Seite offenbar ausgebuffte und humorvolle Menschen sind, läuft nun die Abstimmung darüber, welchen Namen der Stollen künftig tragen solle: „kein Dresdner Stollen“? Oder „the Stollen formerly known as Dresdner“? Vielleicht auch „Paragraphen-Stollen“?

Ganz im Sinne der Piraten wäre auch der Name „Open-Source-Stollen“ recht sinnvoll, denn der Quellcode des Stollens (das Rezept) ist immerhin offen.

Der stellvertretende Vorsitzende der Piratenpartei Sachsen, Udo Rupkalwis, kann über derlei juristische Aktivitäten nur den Kopf schütteln: „Hier geht es immerhin nicht darum, dass ein fertiges Produkt unter einem Markennamen gewinnbringend verkauft wird, sondern um eine Hausfrauenseite, die ihren Nutzern ein Backrezept zur Verfügung stellt. Bislang waren Musik- und Filmindustrie bei den Abmahnungen ganz vorn dabei – mittlerweile müssen sich sogar Hausfrauen und -männer warm anziehen, wenn es um die Weihnachtsbäckerei geht.“

Übrigens: der 1. Advent (29.11.2009) kommt mit großen Schritten näher. Wer zur Weihnachtszeit leckeren Stollen essen will, sollte jetzt mit dem Backen beginnen. Aber vorsichtig, bitte!

Infos unter: http://hausfrauenseite.de/advent/dresdner_stollen.html

4 Kommentare zu “Die Zeit ist reif für einen Open-Source-Stollen

  1. / Super !
    Ich kram mal das Rezept für selbstgemachtes Zitronat/Orangeade aus, die Mühe lohnt sich für einen extrapiratigen Stollen

    😉

  2. Fairerweise sollte man auch auf die Pressemitteilung des Schutzverbandes Dresdner Stollen verweisen. Dort lies sich das so: Wir haben keine Abmahnung geschickt, sondern nur einen Hinweis auf die Rechtslage. Keine Abmahnkosten, keine Unterlassungserklärung. Die Verwendung des Begriffes ist wohl ok, wenn man das (R) hinzufügt. Dazu kann man stehen, wie man möchte, aber wir Piraten sollten hier nicht dem Populismus anheim fallen, sondern beide Seiten der Geschichte beleuchten: http://www.dresdnerstollen.com/presse/09_11_13_presse_abmahn.pdf

  3. Ja, das mit der „Abmahnung“ sollte richtig gestellt werden. Nichtsdestotrotz eine völlig schwachsinnige Aktion, der Verein scheint wohl gerade nichts besseres zu tun zu haben…

    Als Dresdner ist mir so etwas äußerst peinlich, weswegen ich den Verein per Mail auch höflich darauf hingewiesen habe, dass sie mit solchen Aktionen nicht nur dem Ruf ihres Vereins, sondern auch dem unserer traditionsreichen Stadt nachhaltig schaden.

    Aber die Pressemitteilung lässt leider darauf schließen, dass bei den Damen und Herren keinerlei Einsicht zu erwarten ist.

  4. leider keine OS Quellenangabe für Zitronat http://www.kirchenweb.at/kochrezepte/13dessert/nr/orangeat.htm
    schmeckt aber trotzdem 42x besser als aus der Kaufhalle.
    An die äußere Schale ohne das Weiße kommt man am besten mit nem Sparschäler (vorstellen, es wär ein Apfel und keine Zitrone … lol).

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