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Kann ich Social Media nutzen, ohne dass mit mir Geld verdient wird?

Soziale Medien – Oder: Wenn es kostenlos ist, bist du das Produkt

Ein Foto einer Person in Graustufen von hinten. Sie hat offene Haare, die der Wind zur Seite weht. Auf ihrem Rücken ist ein Barcode erkennbar. Daneben in orange die Worte: Du bist das Produkt

Laut Statista lag die Zahl der Social Media-Nutzenden 2023 weltweit bei rund 4,76 Milliarden Menschen.Diese unvorstellbar große Zahl wächst nicht nur kontinuierlich weiter, sondern zeigt, wie alltäglich soziale Medien mittlerweile auf der ganzen Welt geworden sind.

Es ist ganz einfach, in Social Media einzutauchen: App herunterladen, anmelden, fertig. Doch die vermeintlich kostenlose Nutzung der Dienste ist nicht kostenlos. Du bezahlst nicht nur mit deiner Zeit, wenn du die angezeigte Werbung wegklickst. Du zahlst oft mit deinen Daten. Dein Verhalten auf den Plattformen wird analysiert, um dir zum einen möglichst passende Werbung anzeigen zu können. Zum anderen, damit du möglichst lang auf den Plattformen bist: Es wird berechnet, welche Inhalte dich motivieren, möglichst lange zu verweilen, um dir am Ende noch mehr Werbung anzuzeigen.

Das hört sich alles irgendwie abstrakt an und außerdem fällst du auf solche Werbetricks doch eh nicht rein, oder?

Dann lässt dich vielleicht folgendes aufhorchen: Meta (Facebook, Instagram & Threads), TikTok und Co. verstoßen gegen geltendes Recht. Sogar unsere Sächsische Datenschutzbeauftrage, Dr. Juliane Hundert, hat die sächsischen Behörden angewiesen, ihre Facebook-Auftritte einzustellen, weil diese nicht DSGVO-konform nutzbar sind. Darüber hinaus brechen viele der Plattformen moralische Regeln. So gibt es auf X seit der Übernahme von Elon Musk quasi keine Moderation von rechtsextremen Inhalten mehr. Musk selbst teilt Beiträge, die zur Wahl der AfD aufrufen, auf der Plattform, die früher viele unter dem Namen Twitter sehr geschätzt haben. Das bei vielen jungen Menschen beliebte TikTok fördert Diskiminierung, indem es die Moderation anweist, Beiträge von hässlichen und armen Menschen zu löschen. Aus Recherchen von zum Beispiel netzpolitik.org geht weiter hervor, dass die Meinungsvielfalt über die Richtlinie zu „Kontroversen Inhalten“ begrenzt und politische Zensur betrieben wird.

Doch keine Sozialen Medien sind auch keine Lösung, oder?

Viele setzen ihre Hoffnung aktuell auf Bluesky und Threads. Aber diese neuen Sterne am Social Media-Himmel sind wieder vom Markt getriebene Plattformen, betrieben von Einzelpersonen, die richtig viel Geld mit den Nutzenden verdienen wollen. Auch wenn sie zum Teil freie Protokolle nutzen.

Eine wirkliche Alternative ist hingegen das Fediverse. Das dezentrale, freie Netzwerk verknüpft verschiedene einzelne Plattformen miteinander, wird quelloffen entwickelt und die Server werden von der Community betrieben. So ist z.B. die Videoplattform PeerTube von der Textplattform Mastodon erreichbar und diese wieder von der Fotoplattform Pixelfed bis hin zur Audioplattform Funkwhale.

Wir PIRATEN Sachsen unterstützen seit bereits 14 Jahren verschiedene Fediverse-Plattformen. Unsere Vorsitzende Stephanie Henkel betreut unter anderem den Mastodon-Server dresden.network. Wie die verschiedenen Plattformen und Server miteinander kommunizieren, erklärt sie nochmal in diesem Video.

Wir können dir nicht vorschreiben, wie du dein Social Medial-Leben gestalten sollst. Aber wir können dich ermutigen, die allzu sorglose Nutzung von X, Instagram, TikTok und Co. selbst kritisch zu hinterfragen. Und dich ermutigen, es selbst mit dem Fediverse als echte Alternative zu probieren. Bilder, Videos, Diskussionen, Feedback – all das gibt es auch dort.